Die Fluchmagier aus Tokio erobern endlich auch Deutschland! Mit JUJUTSU KAISEN 0 läuft im Rahmen der KAZÉ Anime-Nights der Prequelfilm zum populären Shonen-Anime in den deutschen Kinos an, der sowohl Fans als auch Neueinsteiger überzeugen soll. Ob er das schafft, erfahrt Ihr in meiner Kritik.
WORUM GEHT ES IN JUJUTSU KAISEN 0?
Der 16-jährige Yuta Okkotsu steht im Verdacht, einige Mitschüler nach dem Unterricht schwer verletzt zu haben. Der Jujuzist Satoru Gojo weiß jedoch mehr: Hinter dem Angriff steckt nicht der introvertierte Schüler, sondern ein rachsüchtiger Fluchgeist namens Rika, der Yuta seit einem furchtbaren Schicksalsschlag in seiner Kindheit verfolgt. Gojo nimmt sich des depressiven Jungen an und bringt ihn an die städtische Jujutsu-Akademie, wo er neben dem Umgang mit seinem Fluch auch das Knüpfen von Freundschaften lernen soll. Doch auch der größenwahnsinnige Jujuzist Suguro Geto hat es auf den Jungen abgesehen, um mithilfe seines Fluchgeistes die Welt von den unmagischen Menschen zu säubern.
MENSCHENGEMACHTE HEIMSUCHUNGEN
Ansammlungen böser Gedanken, Vergeltungswünsche oder unerwiderte Gefühle – all das können in der Welt von JUJUTSU KAISEN Gründe sein, aus denen sich ein Fluch manifestiert. Deren Ziel ist es, Menschen zu quälen und deren Seelen zu verschlingen. Hierfür lauern sie etwa in Schließfächern alter Schulgebäude oder dunklen Schatten in Einkaufsvierteln anfälligen Menschen auf. Jährlich verschwinden oder sterben so tausende Menschen auf mysteriöse Weise. Zurück bleiben nur verzweifelte Angehörige und machtlose Behörden. Doch hier kommen die Jujuzisten ins Spiel: Diese magiebegabten Menschen können Fluchgeister nicht nur sehen, sondern auch mittels verschiedener Hilfsmittel bekämpfen und bannen. Jujuzisten benötigen jedoch einer intensiven Ausbildung, um nicht selbst Opfer der heimtückischen Heimsuchungen zu werden.
Mangaka GEGE AKUTAMI hat mit seinem Erstlingswerk JUJUTSU KAISEN 2018 den internationalen Mangamarkt ordentlich aufgemischt. Bereits Ende Dezember 2021 schlugen weltweit über 60 Millionen verkaufter Mangaexemplare zu Buche, aus den Top-Listen ist der Dark Fantasy-Hit nicht mehr wegzudenken. Während die Fans sehnsüchtig auf die zweite Anime-Staffel warten, liefert das Stammteam der Serie uns derweil mit JUJUTSU KAISEN 0 einen vollwertigen Prequelfilm. Regisseur SUNGHOO PARK zeichnet mit Yuta das Bild eines gebrochenen Jugendlichen, der durch seine Zurückhaltung und Höflichkeit als Zielscheibe für gelangweilte Schlägertypen herhalten muss. Hinter den dunklen Augenringen und dem gebeugten Gang verbirgt sich jedoch ein tieftraumatisches Geheimnis, das ihn jede Sekunde seines Lebens buchstäblich verfolgt.
DIE RICHTIGE BALANCE
Park geht hier keinesfalls zimperlich vor und kontrastiert Yutas schwelgerisch sonnige Kindheitserinnerungen an seine Sandkastenfreundin Rika mit blutigen Bildern des prägenden Autounfalls oder seinen eigenen Suizidgedanken. Durch diesen ernsthaften Erzählansatz entzieht Park sein Werk typischen Shonen-Klischees und erreicht auch ein älteres Publikum. Erst die Begegnung mit seinem späteren Lehrmeister Satoru Gojo soll dem gebrandmarkten Jungen erstmals Hoffnung auf einen anderen Ausweg als den eigenen Tod schenken.
Filmableger beliebter Anime-Serien sind keineswegs Selbstläufer. So wird die Fangunst gerne mal ausgenutzt, um blasse Lückenfüllerabenteuer oder neu aufgewärmte sowie durchgehetzte Staffelzusammenfassungen auf Kinolaufzeit zu pressen. Als negatives Vorzeigebeispiel gilt hier etwa das Piratenfranchise ONE PIECE, dass erst ab dem zehnten Film STRONG WORLD wirklich anspruchsvolle Leinwandabenteuer vorweisen konnte. JUJUTSU KAISEN 0 macht hier von Beginn an alles richtig und erzählt eine eindringliche Geschichte, die sowohl Fans mit einer spannenden Origin-Story versorgt und gleichzeitig Neueinsteiger sanft in das eigene Universum einführt.
DAS HERZSTÜCK DES FILMS: DIE ANIMATIONEN
Yuta als Hauptfigur verströmt hier den shonen-typischen Charme eines Außenseiters, der trotz aller Verbitterung den Wert von Freundschaft und Liebe wertschätzen lernt. Gerade im Zusammenspiel mit seinen neuen Mitschülern Maki, Toge und Panda verfolgen wir als Zuschauer sein allmähliches Auftauen und fiebern mit, wenn er sein eigenes Leben zum Schutz seiner Freunde auf’s Spiel setzt. Neben aller Ernsthaftigkeit kommen jedoch auch die zwischenmenschlichen Momente zum Tragen, wobei etwa der genretypische Humor um Vorbauvorlieben für erleichternde Schmunzler sorgt. Ein großes Lob gilt hier auch wieder dem Team der deutschen Synchronarbeit um Dialogregisseur RENÉ DAWN-CLAUDE sowie Dialogautorin CHARLOTTE UHLIG, die den Charakteren (trotz kleiner Übersetzungsschnitzer) Seele und Herz einhauchen.
Den wahren Kinowert liefert jedoch das renommierte Animationsstudio MAPPA, das bereits die Anime-Serie mit furiosen Kämpfen zwischen Mensch und Übernatürlichem in Szene gesetzt hat und sich mit der Filmauskopplung nochmal selbst übertrifft. Neben den widerwärtigen wie verstörenden Fluchgeist-Designs sind die Kampfsequenzen das Herzstück des Films. In wilden Sprüngen, Hieben und Ausweichmanövern bewegen sich Jujuzisten wie Flüche durch enge Häuserschluchten und weitläufige Tempelareale. Jede Drehung, jeder Bannspruch oder jeder Schwerthieb wirkt präzise gesetzt und entfaltet einen reißenden Strom aus Farben und Formen, dem man sich nur schwer entziehen kann.
P.S.: Fans von Satoru Gojo kommen definitiv auf ihre Kosten. 😉
P.P.S.: Definitiv nach dem Abspann sitzenbleiben, da kommt noch was. 😉
Titel: Jujutsu Kaisen 0
Regie: Sunghoo Park
Besetzung: Nicolás Artajo, Léa Mariage, René Dawn-Claude, Matthias Deutelmoser, Alice Bauer
Drehbuch: Hiroshi Seko
Laufzeit: 1h45m
Veröffentlichung: 29.03.2022 (Kinostart durch Crunchyroll Filmverleih)
Quelle: kaze-online.de